WURZELBAUERSTRAẞE 29 - 90409 NÜRNBERG

WortWärts 2022

Ort: KUNO-Hof, Wurzelbauerstraße 29, 90409 Nürnberg

bei schlechtem Wetter: Katharinensaal der Stadtbibliothek,
Gewerbemuseumsplatz 4, 90403 Nürnberg

Sonntag 14. August 2022 - 12.00 bis 18.10 Uhr

Open-Air-Lesebühne

Programmübersicht

12.00 – 12.10 Uhr: Dr. Anja Prölß-Kammerer, Grußwort der Stadt Nürnberg
12.15 – 12.55 Uhr: Kristina Pfister (S. Fischer Verlage)
13.00 – 13.30 Uhr: Axel Görlach (Edition Keiper)
13.35 – 14.15 Uhr: Mareike Fallwickl (Rowohlt Verlag)

Pause 14.15 – 14.30 Uhr

14.30 – 15.10 Uhr: Tomer Gardi (Droschl Verlag)
15.15 – 15.45 Uhr: Anika Gräbner, Christian Weiglein, Anna Ludwig (34. Fränkischer Preis für junge Literatur)
15.50 – 16.30 Uhr: Katharina Hacker (S. Fischer Verlage)

Pause 16.30 – 16.45 Uhr

16.45 – 17.25 Uhr: Lin Hierse (Piper Verlag)
17.30 – 18.10 Uhr: Lukas Rietzschel (dtv Verlag)

Tagesticket 10 €

Hier können Sie uns Ihre Kartenwünsche mitteilen!
Kristina Pfister
© Nathalie Oswald

Lesebühne 12.15 - 12.55 Uhr

Kristina Pfister

Ein unendlich kurzer Sommer

Eine atmosphärische Geschichte vom Ankommen und Neubeginnen. Feinfühlig, atmosphärisch und intensiv: Ein Roman über den einen Sommer, der alles verändert. „Wir waren unendlich, du und ich und der Sommer. Das Floß schwankte unter deinem Gewicht, wackelte. So erinnere ich mich an dich: Ausgebreitete Arme, deine langen, weißen Beine in zu kurzen, roten Shorts. Deine gebräunten Arme. Dein vom Sommer ausgeblichenes Haar. Die kleinen, hellen Fältchen neben deinen Augen. Und das grünbraune Wasser des Sees unter uns.“ Lale kommt mit dem Zug an und landet auf dem heruntergekommenen Campingplatz an diesem See, der fast zu schön ist. Sie hilft dem alten, grantigen Besitzer Gustav beim Renovieren der maroden Bäder, füttert die flauschigen Kaninchen, trägt jeden Tag die gleiche, alte Latzhose und schweigt. Bis Christophe diese vermeintliche Ruhe durcheinanderbringt.

Kristina Pfister wurde 1987 in Bamberg geboren und verbrachte schon als Kind zahlreiche schöne Ferientage auf den Campingplätzen Europas. Der Sommer ist für sie am schönsten mit den Füßen im Wasser. Deshalb studierte sie am Bodensee, fährt wenn möglich jedes Jahr ans Meer, und freute sich sehr, als sie 2018 ein Aufenthaltsstipendium im Baltic Centre for Writers and Translators auf der Insel Gotland bekam. Wenn sie nicht gerade an einem Strand zeltet oder auf schwedischen Inseln schreibt, lebt und arbeitet sie in Nürnberg.

Lesebühne 13.00 - 13.30 Uhr

Axel Görlach

weil es keinen grund gibt für grund
Gedichte

Axel Görlach schreibt Gedichte mit weitem Horizont. Das gilt zunächst im geografischen Sinn, denn der Band nimmt seinen Ausgang im böhmischen Kaiserwald, Slavkovský les, im Grenzgebiet zu Deutschland, und flaniert dann durch allerlei Weltgegenden – vom Bosporus zum Hindukusch, zum Kidrontal in Jerusalem, in die Grasländer Nordamerikas und bis nach Rodinia, dem hypothetischen Superkontinent des Proterozoikums.

Ebenso gilt es aber für die thematische Vielfalt der Gedichte, den weit offenen Blick, der landschaftliches Inventar ebenso umfasst wie Bewusstseinszustände, Gegenwärtiges ebenso wie Erinnertes. Da ist es nur konsequent, dass auch die Sprache sich flimmernd und vielgestaltig in der Wahl der Stilmittel zeigt; Streiflichter fallen bis in den hebräischen, den arabischen Sprachraum, zuhause indessen hören wir ein wenig Thomas-Kling-Sound und wird da und dort in Stefan George’scher Manier der Punkt halbhoch in die Zeile gestellt. In diesen Gedichten ist und bleibt also fast alles möglich, jede Einengung, jede vorschnell begründete Festlegung wird vermieden – weil es keinen grund gibt für grund.

Axel Görlach, geboren 1966 in Kaufbeuren, Bayern, lebt in Nürnberg. Er studierte Pädagogik, Philosophie und Neuere Deutsche Literaturgeschichte, Deutsch als Zweitsprache sowie Türkisch. Er ist Lyriker und Fotokünstler und arbeitet als Sprachlehrer für ausländische Jugendliche und Flüchtlinge. Bisher erschienen die Gedichtbände leben gezeichnet (2009) und lichtstill (2015), zudem zahlreiche Beiträge in Zeitschriften und Anthologien. Für seine Lyrik erhielt Görlach etliche Preise, unter anderem den Wiener Werkstattpreis (2008), den Feldkircher Lyrikpreis (2014) und den erostepost-Literaturpreis (2020). Zuletzt erschien weil es keinen grund gibt für grund, Edition Keiper, Graz 2021.
Axel Görlach
© privat
Mareike Fallwickl
© Gyöngyi Tasi

Lesebühne 13.35 - 14.15 Uhr

Mareike Fallwickl

Die Wut, die bleibt

Aufwühlend, wütend, hellsichtig: Mareike Fallwickls neuer Roman. Helene, Mutter von drei Kindern, steht beim Abendessen auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in den Tod. Die Familie ist im Schockzustand. Plötzlich fehlt ihnen alles, was sie bisher zusammengehalten hat: Liebe, Fürsorge, Sicherheit. Helenes beste Freundin Sarah, die Helene ihrer Familie wegen zugleich beneidet und bemitleidet hat, wird in den Strudel der Trauer und des Chaos gezogen. Lola, die älteste Tochter von Helene, sucht nach einer Möglichkeit, mit ihren Emotionen fertigzuwerden, und konzentriert sich auf das Gefühl, das am stärksten ist: Wut. Drei Frauen: eine ganz junge, eine alternde und eine, die sich einfach dem entzogen hat, was das Leben einer Mutter zumutet. Ihre Schicksale verweben sich kunstvoll in Mareike Fallwickls brisantem Roman darüber, was es heißt, in dieser Gesellschaft Frau zu sein.

Mareike Fallwickl, 1983 in Hallein bei Salzburg geboren, arbeitet als freie Autorin und lebt mit ihrer Familie im Salzburger Land. 2018 erschien ihr literarisches Debüt Dunkelgrün fast schwarz in der Frankfurter Verlagsanstalt, das für den Österreichischen Buchpreis sowie für das Lieblingsbuch der Unabhängigen nominiert wurde. 2019 folgte der Roman Das Licht ist hier viel heller, dessen Filmrechte optioniert wurden. Sie setzt sich auf diversen Bühnen sowie Social-Media-Kanälen für Literaturvermittlung ein, mit Fokus auf weiblichen Erzählstimmmen.
Tomer Gardi
© Shiraz Grinbaum

Lesebühne 14.30 - 15.10 Uhr

Tomer Gardi

Eine runde Sache

In Eine runde Sache reisen zwei Künstler aus zwei unterschiedlichen Jahrhunderten durch sprachliche und kulturelle Räume und sind immerzu in Bewegung. Fremdheitserfahrungen, Identität, das Leben als Künstler und jede Menge Politik sind die großen Themen des Romans, in dem sich die beiden Handlungsstränge gegenseitig spiegeln. Zuerst schickt sich Tomer Gardi selbst, auf Deutsch verfasst, als literarische Figur mit dem sprechenden Deutschen Schäferhund Rex und dem Elfen- oder gar Erlkönig an seiner Seite auf eine fantastisch-abenteuerliche Odyssee. Slapstickartig, komisch und mit vielen unterschwelligen Nadelstichen peitscht der Wind in die Segel. Im zweiten Teil des Romans, übersetzt aus dem Hebräischen, folgen wir dem im 19. Jahrhundert lebenden indonesischen Maler Raden Saleh von Java durch Europa und zurück nach Asien – ein historischer Roman und zugleich ein Abbild unserer Zeit. Virtuos spielt Tomer Gardi mit Sprachen.

Tomer Gardi, geboren 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa, lebt in Berlin. Er studierte Literatur und Erziehungswissenschaft in Tel Aviv und Berlin. Gardis literarischer Essay Stein, Papier wurde 2011 veröffentlicht (dt. 2013). Beim Bachmannpreis 2016 löste ein Auszug aus seinem Debütroman Broken German eine Debatte über die deutschsprachige Gegenwartsliteratur aus. Sein zweiter Roman Sonst kriegen Sie Ihr Geld zurück erschien 2019. Das Hörspiel zu Broken German erhielt 2017 den Deutschen Hörspielpreis der ARD. Die Feuerbringer – Eine Schlager-Operetta wurde von der Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats Februar 2018 gewählt. Eine runde Sache wurde im Frühjahr 2022 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
34. Fränkischer Preis für junge Literatur
© Iwona Lompart

Lesebühne 15.15 - 15.45 Uhr

Anika Gräbner, Christian Weiglein, Anna Ludwig

34. Fränkischer Preis für junge Literatur

Rückkehr auf die Live-Bühne: Nach zweijähriger Online-Quarantäne konnte der 34. Fränkische Preis für junge Literatur in diesem Jahr wieder vor Publikum vergeben werden. Im Finale am 28. Mai 2022 im Gemeinschaftshaus Langwasser konkurrierten zehn Schreibende aus ganz Franken um die begehrten Auszeichnungen.

Der mit 500 € dotierte 1. Preis ging an die 23-jährige Erlanger Studentin Anika Gräbner. Sie fesselte Jury wie Publikum mit ihrer Kurzgeschichte Auf Anfang, einer Dystopie über eine ebenso beklemmende wie mysteriöse psychiatrische Einrichtung.

Mit je einem 2. Preis (300 €) ausgezeichnet wurden lyrische Beiträge: Mutig und stilistisch raffiniert schuf der 25-jährige Würzburger Christian Weiglein mit Fleischblütenruptur eine moderne Variation eines Rilke-Sonetts, begleitet von weiteren überzeugenden Gedichten. Die 25-jährige Nürnbergerin Anna Ludwig wiederum punktete mit ihrem sensiblen Gedicht-Zyklus Hintergrund.

3. Preise (je 200 €) gab es für die 30-jährige Ansbacherin Anja Mäderer für den Text Atropos und den 26-jährigen Max Pospiech aus Feucht für die Kurzgeschichte Plastikblume auf poliertem Nadelholzsarg. (Beide sind zu WortWärts leider verhindert).

Die prämierten Texte wurden in der Literaturzeitschrift Wortlaut 28 veröffentlicht.

Der 34. Fränkische Preis für junge Literatur wurde verliehen durch die Stadt Nürnberg, Amt für Kultur und Freizeit und das Kulturzentrum KUNO e. V., in Kooperation mit curt Magazin.

Lesebühne 15.50 - 16.30 Uhr

Katharina Hacker

Die Gäste

Der Rechtsanwalt Doktor Kowalk, der doch noch lebt, eröffnet Friederike das nachgetragene Erbe ihrer Großmutter: Ein Ladenlokal in Berlin unweit der Potsdamer Straße, in dem sich ein Café befindet. So kündigt Friederike mit fünfzig ihre Stelle am Institut für schwindende Idiome und übernimmt das Café. Von ihrem Vorgänger bleiben ihr die große Kasia, der Kioskbesitzer Herr Lehmann und Herr Palun, der Verkäufer, der fliegen kann. Unverdrossen übersteht sie die Kontrollen der Gesundheitsämter, die Anschläge von Heckenschützen, den schwarzen Regen, die Ausläufer der Pandemie. Auch wenn im Keller unter dem Tresen Ratten Szenen der jüngsten Geschichte oder des jüngsten Gerichts nachspielen, hält sie am Glück, anderen zu Diensten zu sein, fest. Es erscheint der wundersame Robert, und eines Tages wird zwischen den Gästen auch ihr verlorener Sohn Florian sein.

Katharina Hacker, geboren 1967 in Frankfurt am Main, lebt nach mehrjährigem Aufenthalt in Israel als freie Autorin mit ihrer Familie in Berlin und Brandenburg. 2006 erhielt sie den Deutschen Buchpreis für Die Habenichtse. 2015 erschien ihr Roman Skip und 2021 das Jugendbuch Alles, was passieren wird. Katharina Hacker wurde 2021 mit dem Droste-Preis der Stadt Meersburg ausgezeichnet. Zuletzt erschien ihr Roman Die Gäste (2022).
Katharina Hacker
© Andreas Labes

Lesebühne 16.45 - 17.25 Uhr

Lin Hierse

Wovon wir träumen

Eine junge Frau steht auf einem Berg in Shaoxing. Sie ist gekommen, um ihre Großmutter zu beerdigen. Die Frage, wo sie selbst hingehört, möchte sie am liebsten beiseite schieben. Hierhin oder nach Deutschland, wo sie geboren wurde. Ihre Mutter hat China vor Jahren verlassen, sie wollte ein anderes Leben. Die Träume der jungen Frau ähneln denen ihrer Ma. Und doch träumt man anders, wenn hier nicht hier ist und dort nicht dort – und die eigene Geschichte untrennbar verbunden mit den Frauen der eigenen Familie. Vom Tochtersein in unserer Gegenwart. Subtil, mutig und zutiefst berührend.

Lin Hierse, geboren 1990 in Braunschweig, hat Asienwissenschaften und Humangeographie studiert. Sie lebt in Berlin und ist seit 2019 Redakteurin der taz. Dort erscheint auch ihre Kolumne poetical correctness. Wovon wir träumen ist ihr erster Roman.
Lin Hierse
© Amelie Kahn-Ackermann

Lesebühne 17.30 - 18.10 Uhr

Lukas Rietzschel

Der Raumfahrer

Jan und seine Eltern sprechen nicht viel über das Heute und erst recht nicht über das Gestern. Erst als Herr Kern auftaucht, kommt das fragile Gleichgewicht der Familie ins Wanken: Welche Beziehung führte Jans Mutter mit dem Vater von Herrn Kern? Und was haben die Kerns mit der Kunst von Georg Baselitz zu tun? Immer weiter arbeitet sich Jan durch das Schweigen mehrerer Generationen, taucht ein in die Geschichte der Baselitz-Brüder, die Geschichte seiner Eltern und begreift, dass die Gegenwart nicht nur aus der eigenen Vergangenheit besteht.

Behutsam und voller Empathie zeichnet Lukas Rietzschel ein eindrückliches Bild von Menschen, die durch große gesellschaftliche und politische Veränderungen geprägt sind – und von Verletzungen, die sich durch Generationen hindurchziehen und scheinbar nie verheilen.

Lukas Rietzschel, geboren 1994 in Räckelwitz in Ostsachsen, lebt in Görlitz. Sein Debütroman Mit der Faust in die Welt schlagen erschien 2018 und war ein Bestseller, der auch seinen Weg ins Theater fand und nun verfilmt wird. Der Roman war für den aspekte-Literaturpreis nominiert und erhielt den Gellert-Preis. Raumfahrer wird am Staatstheater Cottbus dramatisiert.
Die Wochenzeitung DIE ZEIT schreibt über ihn: Lukas Rietzschel gehört zu den wichtigsten jungen Schriftstellern des Ostens.
Lukas Rietzschel
© Christine Fenzl

Literaturfest WortWärts in Nürnberg

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