Ort: KUNO-Hof, Wurzelbauerstraße 29, 90409 Nürnberg
bei schlechtem Wetter: Galeriehaus Nord, Wurzelbauerstraße 29, 90409 Nürnberg
Sonntag 18. August 2024 - 12.00 bis 18.10 Uhr
Open-Air-Lesebühne
Programmübersicht
12.00 – 12.10 Uhr: Grußwort der Stadt Nürnberg
12.15 – 12.55 Uhr: Astrid Kreibich (Bartlmüller Verlag)
13.00 – 13.40 Uhr: Christoph Nußbaumeder (Suhrkamp Verlag)
13.45 – 14.25 Uhr: Paula Fürstenberg (Verlag Kiepenheuer & Witsch)
Pause 14.15 – 14.25 Uhr
14.35 – 15.15 Uhr: Franziska Gänsler (Kein & Aber Verlag)
15.20 – 15.50 Uhr: Johanna Koppmann, Lucia Leonhardt, Elena Nahen (36. Fränkischer Preis für junge Literatur)
15.55 – 16.35 Uhr: Christoph Keller (Rotpunktverlag)
Pause 16.25 – 16.35 Uhr
16.45 – 17.25 Uhr: Timon Karl Kaleyta (Piper Verlag)
17.30 – 18.10 Uhr: Stefanie de Velasco (Verlag Kiepenheuer & Witsch)
Tagesticket 10 €
© privat
Astrid Kreibich
Rotstrick
33 Jahre vergehen, bis der Koffer voller Haftbriefe geöffnet wird, von Astrid Kreibich, der Autorin dieses berührenden Debütromans. Der Briefwechsel erzählt von einem Jahr Freiheitsentzug – geschrieben von ihm, der wegen Fluchtversuchs aus der DDR in politischer Haft sitzt, und ihr, die darum ringt, ihn freizubekommen.
In ihrem Roman verwebt die Autorin die aus der Haft geschmuggelten Briefe mit Szenen aus der Vergangenheit und der Gegenwart west- und ostdeutscher Historie. Die beiden Hauptpersonen erleben dramatische Szenen und kuriose Episoden, die sie mit ihrer eigenen poetischen Sprache beschreiben, in der Hoffnung, von der Zensur nicht verstanden zu werden.
Astrid Kreibich verleiht ihrer Protagonistin eine unverwechselbare feministische Stimme, die ihre Unabhängigkeit verteidigt und dem Roman eine außergewöhnliche Tiefe gibt. Mit den erstmals veröffentlichten Briefen aus einer politischen Haft ist »Rotstrick« ein packendes Zeitzeugnis ostdeutscher Historie der Jahre 1988 und 1989 und eine hochaktuelle literarische Bestandsaufnahme in Zeiten großer Umbrüche.
Astrid Kreibich, geboren 1964, verbrachte ihre Jugend in Ost-Berlin. Sie studierte Germanistik und Geschichte in Jena; nach dem Historikerdiplom erhielt sie ein politisches Berufsverbot. 1989 erfolgte die Ausreise in den Westen. Seither arbeitete sie als Pädagogin und Seminarleiterin. Heute ist sie als Supervisorin und Autorin tätig. Mit ihrem Mann lebt sie in Nürnberg.
»Rotstrick« ist ihr Debütroman.
© Rosa Lemke
Christoph Nußbaumeder
Die Unverhofften
Der preisgekrönte Dramatiker Christoph Nußbaumeder erzählt eine packende Familiensaga über vier Generationen – ein Sozial- und Aufsteigerepos, das den ewigen Treibstoff der großen Menschheitsdramen anschaulich macht: Liebe, Verrat und das unstillbare Bedürfnis nach Anerkennung.
Spätsommer 1900, ein Dorf im Bayerischen Wald. Es brennt lichterloh. Aus Rache für ein ungesühnt gebliebenes Verbrechen hat die junge Maria die Glasfabrik in Brand gesteckt. In dieser Nacht nimmt die Geschichte einer Familie ihren Ausgang, in deren Zentrum der Aufstieg des unehelichen Georg Schatzschneiders zum Lenker eines Großkonzerns steht. Doch wo vordergründig unbändiger Ehrgeiz und unternehmerischer Instinkt zu den Erfolgsgaranten einer atemberaubenden Karriere im erst noch geteilten, dann wiedervereinigten Deutschland werden, begleicht im Hintergrund Generation um Generation dieser Familie eine große, aus einer Notlüge entstandene Schuld, die die Vorfahren Georgs auf sich geladen haben.
Christoph Nußbaumeder, 1978 im niederbayerischen Eggenfelden geboren, ist Dramatiker und Autor. Nach Abitur und Zivildienst arbeitete er in einer Automobilfabrik in Pretoria/Südafrika und studierte Rechtswissenschaften, Germanistik und Geschichte in Berlin. Seine Stücke wurden u.a. bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen, an der Berliner Schaubühne, am Schauspielhaus Bochum und am Schauspiel Köln uraufgeführt. »Die Unverhofften« ist sein erster Roman. Christoph Nußbaumeder lebt in Berlin.
© Jonas Ludwig Walter
Paula Fürstenberg
Weltalltage
Sie sind beste Freunde seit der Schulzeit. Jetzt, mit Anfang dreißig, teilen sie sich eine Wohnung. Max ist Architekt, sie ist Schriftstellerin und seit ihrer Kindheit chronisch krank. Immer wieder wird sie von heftigen Schwindelanfällen heimgesucht und ist auf Max angewiesen. Er ist der Gesunde, sie die Kranke. So war es schon immer. Doch dann erfährt Max vom Tod seines Onkels, und in ihm wächst eine Finsternis. Er muss ins Krankenhaus. Mit einem Mal gerät alles ins Wanken.
Mit Wärme, Wucht und Witz erzählt Paula Fürstenberg in »Weltalltage« von einer besonderen Freundschaft und deren Zerreißprobe. Davon, was es heißt, nicht zu funktionieren in einer Welt, in der alles funktionieren muss; vom Körper und wie wir mit ihm umgehen; von der Kraft der Worte und davon, wo Empathie beginnt – und wo sie enden muss.
Paula Fürstenberg, Jahrgang 1987, wuchs in Potsdam auf und lebt in Berlin. Ihr Debütroman »Familie der geflügelten Tiger« erschien 2016. Sie ist Mitherausgeberin der Habitus-Bände und hat 2022 die Gesprächsreihe »Let’s talk about class« co-kuratiert. Außerdem ist sie Teil des Autor*innenkollektivs »Literatur für das, was passiert« und Vorstandsmitglied des Kunsthaus Strodehne e.V. Für ihre Arbeit wurde Paula Fürstenberg mit zahlreichen Stipendien ausgezeichnet. »Weltalltage« ist ihr zweiter Roman.
© Bahar Kaygusuz
Franziska Gänsler
Wie Inseln im Licht
Als ihre kleine Schwester verschwindet, ist Zoey selbst noch ein Kind. Ihre Erinnerungen daran sind bruchstückhaft und widersprüchlich. Warum wurde nie nach der Schwester gesucht? Und wieso hat die Mutter seitdem so getan, als hätte es die Schwester nicht gegeben? Nach dem Tod der Mutter reist Zoey an die französische Atlantikküste, zurück an den Ort, an dem sie zu dritt gelebt haben, bevor diese eine Nacht alles veränderte. Zoey beginnt, nachzuforschen und ihre Erinnerungen neu zu sortieren, die wie Inseln im Licht aus dem Meer ragen und die tief unter der Oberfläche miteinander verbunden sind.
In ihrem zweiten Roman nach ihrem Erfolgsdebüt »Ewig Sommer« erzählt Franziska Gänsler von einer jungen Frau und dem abgründigen Geheimnis um ihre verschwundene Schwester. Was ist damals wirklich passiert? Und warum ist diese Frage erst jetzt, viele Jahre nach dem Verschwinden, möglich? Ein eindringlicher, intensiver Roman über Trauer und Liebe, über Erinnerungen und ihre Grenzen.
Franziska Gänsler hat in Berlin, Wien und Augsburg Kunst und Anglistik studiert. 2020 war sie Finalistin des »28. open mike«. Ihr Debütroman »Ewig Sommer« erschien 2022, er wurde ins Französische übersetzt, für diverse Preise nominiert und 2023 mit dem Augsburger »Kunstförderpreis für Literatur« ausgezeichnet. Sie lebt in Augsburg und Berlin.
© Ulrich Breuling
Johanna Koppmann, Lucia Leonhardt, Elena Nahen
Preisträgerinnen beim 36. Fränkischen Preis für junge Literatur
Mit 129 Einsendungen aus ganz Franken verzeichnete der Nürnberger Literaturwettbewerb des KUNO e. V. und der städtischen Kulturläden einen neuen Teilnehmer*innenrekord. In diesem Jahr gingen alle Preise an schreibenden Frauen.
Für den mit 500 € dotierten 1. Preis konnte die 21-jährige Nürnbergerin Johanna Koppmann mit ihrer eindringlichen Lyrik überzeugen. Auf beeindruckende Weise verarbeitete sie unter anderem ihre persönlichen Eindrücke zum aktuellen Konflikt in Israel und Palästina sowie zum Wert von Menschenleben auf der Flucht.
Einen 2. Preis (300 €) erhielt die 26-jährige Simone Weisenberger aus Wiesentheid. Ihr Text »Interview zum [Leben am Meer] Dorfleben« handelt auf originelle Weise vom Aufwachsen in einem Dorf in Unterfranken. Ein weiterer
2. Preis ging an die 22-jährige Nürnbergerin Lucia Leonhardt. Ihr Langpoem »metropolenbadewanne« thematisiert Berlin und glänzt mit feiner Poesie.
Je ein 3. Preis (200 €) ging an die 29-jährige Erlangerin Alina Weinert für »Punk«, einem Auszug aus einem längeren Text zu einer Berliner WG, und an die 25-jährige Elena Nahen aus Bamberg, die sich im Textauszug »Fischtage« dem Thema Demenz widmet. Den Publikumspreis (ein Jahresabo der Zeitschrift »Federwelt«, gestiftet vom VS Mittelfranken) erhielt die 22-jährige Lisa Rösch aus Neuendettelsau.
Simone Weisenberger und Alina Weinert sind zu WortWärts leider verhindert.
© Yolanda Fae
Christoph Keller
Afrika fluten
Lovis macht sich auf eine Reise rund ums westliche Mittelmeer. Marseille, Gibraltar, Sizilien. Zugleich begibt er sich zurück in die dreißiger Jahre: Bruno Siegwart, ein unverdrossener Schweizer Ingenieur, hat sich mit Haut und Haar und Rechenschieber dem gigantischen Projekt »Atlantropa« verschrieben. Der Erfinder dieser Utopie, der deutsche Architekt Herman Sörgel, wollte das Mittelmeer absenken, um Strom zu gewinnen. Siegwart lieferte ihm die Berechnungen, unaufgefordert, aus reiner Begeisterung – und die Idee, die Flüsse Afrikas zu stauen, um noch mehr Elektrizität zu produzieren, für Europa. Als Lovis ihn aufstöbert, ihn mit Fragen bedrängt, versteckt sich Siegwart hinter seinem Glauben an die Technik. Diesen Glauben kennt Lovis vom eigenen Vater, auch er war Ingenieur und Lovis oft mit ihm unterwegs zwischen Betonmischern, Tiefladern, Baukränen und hohen Staumauern.
Christoph Keller beschäftigt sich seit Jahren mit dem Mittelmeer und den kolonialen Praktiken der Schweiz. Das gut tausendseitige Manuskript von Bruno Siegwart stöberte er im Deutschen Museum in München auf. Der Roman, den er aus diesem Fund destillierte, erzählt weit mehr als die Geschichte einer größenwahnsinnigen Utopie.
Christoph Keller, in der Schweiz geboren, in Peru aufgewachsen, ist freischaffender Autor, Reporter und Podcaster. Er schreibt für Zeitungen und Zeitschriften wie »GEO«, »Reportagen« oder »Die Wochenzeitung WOZ«. Seine Podcasts veröffentlicht er auf der Plattform »podcastlab.ch«. Bis 2019 leitete er die Redaktion Kunst & Gesellschaft von »Radio SRF2 Kultur«. Für seine Arbeiten wurde er unter anderem zweimal mit dem Zürcher Journalistenpreis ausgezeichnet. 2013 erschien sein Roman »Übers Meer«. Christoph Keller lebt in Basel und zeitweilig auf einem kleinen Segelschiff auf dem Mittelmeer.
© Doro Zinn
Timon Karl Kaleyta
Heilung
Ein überraschender Roman zwischen Traum und wahrster Wirklichkeit: Ein Mann kann nicht mehr schlafen. Mit den Kräften am Ende, fürchtet er, alles zu verlieren: seine Ehe, seinen Status, das Leben. Seine Frau Imogen schickt ihn ins San Vita, ein mysteriöses Nobelresort in der verschneiten Stille der Dolomiten. In Obhut von Prof. Trinkl soll er dort zu sich selbst finden. Doch er sträubt sich aus Angst, sich in die Seele schauen zu lassen. Und zu Recht: Trinkl verspricht ihm zwar Heilung, flüstert ihm aber ein in der Vergangenheit begründetes Unbehagen ein, das die Ursache seiner Probleme sein soll.
Verängstigt und doch voller Hoffnung flieht der Mann zu seinem besten Freund aus Kindertagen. Und ahnt noch nicht, wie weit er gehen muss, um endlich von allem geheilt zu werden.
Timon Karl Kaleyta ist Schriftsteller, Kolumnist und Drehbuchautor. Sein hochgelobter Debütroman »Die Geschichte eines einfachen Mannes« stand auf der Shortlist des »aspekte-Literaturpreises« und wurde mit dem »Fuldaer Literaturpreis« ausgezeichnet. Bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt erhielt Kaleyta 2021 den »3sat-Preis«. Er lebt und arbeitet als Ehemann einer erfolgreichen Kunsthändlerin in Berlin.
© Joachim Gern
Stefanie de Velasco
Das Gras auf unserer Seite
Kessie, Grit und Charly haben den Fortpflanzungsdrang ihrer Altersgenoss*innen seit jeher mit amüsierter Verwunderung beobachtet. Einen Kinderwunsch hat keine von ihnen je verspürt. Auch nicht das Bedürfnis, sich in eine monogame Paarbeziehung zurückzuziehen und nur noch als Wir durch die Welt zu laufen. Doch einige überraschende Ereignisse stellen nun, mit Mitte vierzig, noch einmal alles infrage: Charly, eine erfolglose Schauspielerin, bekommt ein Rollenangebot in einer anderen Stadt. Und stellt fest, dass sie schwanger ist – von wem, weiß sie nicht so genau. Grit fliegt aus ihrer WG und muss zu ihrem Freund ziehen, der sich das schon lang wünscht. Doch sie will ein Zimmer für sich allein, besser noch eine ganze Wohnung. Kessie kommt derweil ihrer Jugendliebe Nazim näher, als sie in die alte Heimat fährt, um ihre kranke Mutter im Pflegeheim einzugewöhnen. Jede der drei Frauen steht vor einer Entscheidung. Und die Gesellschaft scheint sehr genau zu wissen, wie sie ausfallen sollte.
Mit Witz und unverwechselbarem Sound erzählt Stefanie de Velasco von Frauen, die keine Lust auf das Lebensmodell haben, das für sie vorgesehen ist.
Stefanie de Velasco, geboren 1978 in Oberhausen, wuchs als Kind spanischer Einwanderer im Rheinland auf. 2013 erschien ihr Roman »Tigermilch«, der in zahlreiche Sprachen übersetzt und für das Kino verfilmt wurde. 2019 folgte »Kein Teil der Welt«, der von einer Kindheit und Jugend bei den Zeugen Jehovas erzählt und für den »Deutschen Jugendliteraturpreis 2020« nominiert wurde. Sie lebt als freie Autorin mit ihrem Hund in Berlin.
Programmbroschüre
Zu WortWärts 2024 gibt es eine gedruckte Programmbroschüre . Diese ist ab Mitte Juli 2024 im KUNO und an vielen Auslagestellen in der Region erhältlich.
Hier steht die Broschüre auch als PDF-Exemplar zum Download bereit.